Kommentar: Selbstverständlich gab es vor Immanuel Kant bereits viele bedeutende metaphysische Systeme – von Platon und Aristoteles über Descartes bis hin zu Leibniz und Wolff –, aber keines von ihnen hat die wichtige Frage gestellt, die Kant aufwarf: Ist Metaphysik als Wissenschaft überhaupt möglich? Und wenn ja, wie? In seinem Hauptwerk „Kritik der reinen Vernunft“ versucht Kant, diese Fragen zu beantworten. In der ersten Hälfte des Werkes, die die transzendentale Ästhetik und die transzendentale Analytik umfasst, entwickelt Kant seine eigene positive Theorie, die eine kritische Untersuchung unserer beiden wichtigsten Erkenntnisvermögen, der Sinnlichkeit und des Verstandes, darstellt. In der zweiten Hälfte des Werkes, die normalerweise nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit steht, beginnt Kants negative Phase, in der er die traditionelle, vorkritische Metaphysik untersucht. Dies tut er in drei Hauptabschnitten: (i) die Paralogismen der reinen Vernunft, die die Idee der „Seele“ betrachten, (ii) die Antinomie der reinen Vernunft, die die Idee der „Welt als Ganzes“ betrachten, und (iii) das Ideal der reinen Vernunft, das die Idee „Gott“ betrachtet. In all diesen Werken kritisiert Kant die traditionelle Metaphysik, wir finden dort aber auch viele interessante positive Argumente. In diesem Kurs werden wir uns auf diesen Teil des Buches konzentrieren und die genaue Lektüre von Kants Text mit einigen Teilen der Sekundärliteratur kombinieren.
Course Description: Of course, many great metaphysical systems existed before Immanuel Kant, including those of Plato, Aristotle, Descartes, Leibniz, and Wolff. However, none of them asked the important question that Kant did. Is metaphysics possible as a science? And if so, how? In his masterpiece, the Critique of Pure Reason, Kant attempts to answer these questions. In the first half of the book, comprising the transcendental aesthetics and transcendental analytics, he presents his positive theory, which is a critical examination of our two most important faculties of knowledge: sensuality and reason. The second half of the book, which usually does not receive much attention from readers, sees Kant begin his negative phase, examining traditional, pre-critical metaphysics. This section is divided into three parts: (1) the Paralogisms of Pure Reason, which considers the concept of the "soul"; (2) the Antinomy of Pure Reason, which considers the concept of the "world as a whole"; and (3) the Ideal of Pure Reason, which considers the concept of "God." Throughout these sections, he criticizes traditional metaphysics but also presents interesting positive arguments. In this course, we will focus on this section of the book, combining a close reading of Kant's text with selected secondary literature.